Drachenfest Berlin, Stadion der Weltjugend, 26.4. - 27.4.97
Zum zweiten Mal fand in Berlin, Mitte, ein
Drachenfest statt. Für den naturverbundenen Drachenflieger ist das
schon eine seltsame Kulisse: ringsum Plattenbauten, restaurierte Altbauten,
zerfallende Industrieanlagen...
Mittendrin liegt das abgerissene Stadion der Weltjugend. Die südliche
Hälfte ist als Golfplatz umgebaut; kam man zu weit auf den Rasen,
mußte man sich vor heranfliegenden Golfbällen vorsehen. Da das
ganze Teil eines Streetworking-Projekts ist, war für die Unterhaltung
der Kinder und Jugendlichen gut gesorgt. Beachball, Baseball, Wettschiessen,
Ponyreiten, Hüpfburg, Liveband - alles umsonst und draussen.
Tja, das Drachenfliegen war schon ein Ding für sich. Abgesehen davon,
dass der Wind durch Häuserwände und ähnliche Hindernisse
arg verwirbelt war ("Zickenwind" sagen wir hier in Berlin) und
zudem zwischen 0 und 4 Bft. schwankte, mußten die Lenkdrachenflieger,
die ihre Schmuckstücke auf dem Rasen geparkt hatten, höllisch
aufpassen, daß ihre Drachen nicht auf einmal kleine Füsse bekamen.
Manch einer mußte, schon fast auf der Strasse, einem kleinem Zwerg,
gefolgt von einer betont gleichgültigen Mama meist südöstlichen
Typs, den Drachen wieder entreissen. Das brachte eine kleine Stresskomponente
mit ins Spiel.
Auch das sonstige Publikum war etwas anders als bei üblichen
Drachenfesten. Aber ich denke, gerade dieser Umstand war das Interessante
an diesem Drachenfest: Hier wurden Menschen mit dem Thema Drachenfliegen
konfrontiert, die von sich aus wahrscheinlich nie an das Thema herangegangen
wären.
Da dies wirklich ein sehr spezielles Drachenfest war, sah man hier außer ein paar hereingeschneiten Familien nur die bekannten Berliner Drachenflieger aus Marienfelde, Prenzlberg, dem DCB und den Fliegern um die Drachenläden Windspiel und Luftikus, insgesamt ungefähr dreißig aktive Drachenflieger. Die Stimmung war hervorragend und die Sonne sorgte für Farbe in den Gesichtern.
Fazit: Nicht das Gelbe vom Ei für den ambitionierten Drachenflieger, aber gut unter dem Motto Basisarbeit und PR für das Drachenhobby abzuhaken.
©1997 Thomas-Michael Rudolph