OZ-Drachentour '98: Warnemünde
5.9.98 - 6.9.98
Ziemlich kurzfristig
erhielten wir, eine Gruppe Berliner Drachenflieger, dank eines
glücklichen Umstandes (Danke, Wilhelm und Hans) noch die
Gelegenheit, am Drachenfest in Warnemünde teilnehmen zu dürfen.
Normalerweise muß erst jemand von den
"Alteingesessenen" das Zeitliche segnen, damit hier ein
Platz frei wird. Zitat Berni Böhnke.
Schade, was haben wir all die Jahre versäumt! Warnemünde 1998
war für mich eines der schönsten Drachenfeste überhaupt. Hier
hat einfach alles gestimmt: Betreuung der Drachenflieger,
Publikum (mit gewisssen Einschränkungen, davon aber später),
Moderation, Programm, Umgebung - na ja, bis auf den Wind. Wenn er
ablandig blies, dann war es dank der "Steilküste"
ziemlich verwirbelt in den unteren bis mittleren Höhenregionen.
Ohne Bruch ging es bei einigen daher nicht ab. Dafür war dann
abends überhaupt kein Wind mehr.
Damit dieser Bericht etwas kürzer als üblich wird, werde ich
meine Eindrücke unter Stichpunkten zusammenfassen.
Moderation:
Hans Snoek und Rainer Kregowski. Diese beiden Namen reichen als
Programm und Garant für launige Unterhaltung. Bewundernswert der
Einsatz und das Vermögen, eine Menschenmenge um das Aktivfeld
anzulocken und zu unterhalten. Besonders der hanseatisch-trockene
Witz, verbunden mit unschuldig-hinterlistiger Ironie, hat viele
Leute zum Schmunzeln gebracht.
Programm:
Hier gab es einige Highlights. Obwohl ich selbst kein
ausgesprochener Freund von "Drachenfest-Programm" bin,
da meistens dasselbe immer irgendwie hart an der Grenze zur
Peinlichkeit entlang schrammt, war ich dank der Vorführungen von
Holm Gottschling und dem Team "Heavy Winds" doch
angenehm überrascht.
Lenkdrachenfliegen selbst läßt mich völlig kalt, aber ich
liebe es, ein schönes Ballett mit passender Musik anzuschauen.
So ging es in Warnemünde vermutlich den meisten Zuschauern.
Speziell Holm mußte immer wieder ran, zumal er und seine Show
als Gesamtkunstwerk auftraten. Schade, daß sich im Gegensatz
hierzu der Ehrgeiz der meisten Lenkdrachenflieger inzwischen mehr
auf die optisch nicht sehr attraktive Trickserei beschränkt.
Damit wird man nicht sehr viele neue Drachenfreunde gewinnen
können.
Das nächtliche Feuerwerk von Uwe Gryzbeck war ebenfalls eines
der Höhepunkte des Drachenfestes. Toll, wie er seine weißen
Deltas mit ins Programm eingebunden hatte. Toll auch, daß
erkennbar eine Dramaturgie dahinterstand, die alle Effekte in den
passenden Kontext einspannte. Dies versuchen zwar irgendwie alle
Feuerwerker, aber nur einigen gelingt es. Sehr beeindruckend,
Uwe.
Publikum:
Selten konnte man ein so aufgeschlossenes und williges Publikum
erleben. Das Ganze hatte echten Volksfestcharakter, kein Wunder,
da dieses Fest in Warnemünde schon eine gewisse Tradition hat.
Sonnabendnacht allerdings wurden von einem zum Glück sehr
kleinem Teil des Publikums rund um ein Lagerfeuer am Strand
Lieder gesungen, die ich eigentlich nur aus Dokumentarfilmen
über die dreißiger Jahre kenne und die man heute garantiert
nicht in der Schule lernt. Daraufhin leerte sich der Strand
ziemlich schnell von den Einheimischen, die wohl ahnten, wie es
eventuell weitergehen könnte. Vorsichtshalber und aufgrund der
Erfahrungen vergangener Jahre benachrichtigte der Veranstalter
die Polizei, die auch dann sehr schnell mit Hundeführern die
Situation klärte. Speziell in ländlichen Kreisen scheint die
bevorzugte pubertäre Freizeitbeschäftigung am Wochenende immer
noch Alk und Zoff zu sein. Da wird man nicht viel dran ändern
können.
Aber vielleicht hat ja das Drachenfest in der Hinsicht auf einige
Leute eine pädagogische Funktion gehabt.
Drachen:
Natürlich gab es auch wieder ganz viele tolle Drachen zu sehen.
Leider hab ich den Zettel verbummelt, wo ich mir Details
aufgeschrieben habe, vielleicht geben ja die Abbildungen einen
kleinen Eindruck wieder.
Fazit:
Ein riesiger Spaß für alle Beteiligten.
Links:
Hans moderiert einen Grund-Regulier-Drachen an. Rechts:
Matten-Ballett
Rechts:
Heavy Winds at work
©1999
Thomas-Michael Rudolph